U 1.4

Abfrage Konzept Materialbewirtschaftung

Das Kriterium hat zum Ziel, die Fähigkeiten des Anbieters in Hinblick auf einen nachhaltigen Umgang mit Baustoffen und Materialien zu bewerten. Die Abfrage des Kriteriums ermöglicht es zudem, unter Einbezug des Wissens und der Erfahrung der Anbieter, gewisse Projektaspekte in der Realisierung bezüglich Nachhaltigkeit zu optimieren.

Beispiel für geforderte Nachweise

Weitere Hinweise und Kommentare zum Anwendungsbeispiel sind unter "Erläuterungen zum Beispiel" aufgeführt. 

Kriterien Geforderter Nachweis
Z1 Preis

Offerierter Werkpreis netto inkl. MwSt. (kontrolliert und bereinigt).

Z2 Abfrage Konzept Materialbewirtschaftung

Die Abfrage des Kriteriums kann z.B. über ein Textfeld, in welchem der Anbieter seine Angaben einfügt, oder über eine separate (durch den Anbieter zu erstellende) Dokumentbeilage erfolgen.

Es ist sinnvoll bei der Abfrage des Kriteriums die wichtigen Anforderungen zu formulieren. 

Z3 weitere Qualitätskriterien

...

Beispiel für Gewichtung der Zuschlagkriterien

Jedes Zuschlagskriterium wird mit einer Note (N) zwischen 0 - 5 bewertet. (siehe Bsp. Bewertung)

Kriterien Gewichtung Note N x G = P
Z1 Angebotspreis 70 50 35 [...] [...]
Z2 Materialbewirtschaftung
Z2.1 Materialanfall 2 3 4 [...] [...]
Z2.2 Materialbedarf 2 3 4 [...] [...]
Z2.3 Verwertung und Entsorgung 2 3 4 [...] [...]
Z2.4 Zwischenlager 2 3 4 [...] [...]
Z2.5 Transporte 2 3 4 [...] [...]
Z3 weitere Qualitätskriterien 20 35 45 [...] [...]
Total 100 [...] [...]

Beispiel für Bewertung der Qualitätskriterien

Für Bewertungsschema siehe auch KBOB Leitfaden Beschaffung Werkleistungen Anhang 1 - Notenskala für die Qualitätskriterien

Ein möglicher Bewertungsschlüssel ist in der nachfolgenden Tabelle dargestellt. Dargestellt ist dabei ein qualitativer Beschrieb der Eigenschaften für eine «sehr gut erfüllt»-Bewertung, sowie eine «sehr schlecht erfüllt»-Bewertung. Dazwischen sind entsprechende Zwischenstufen vorhanden, welche hier nicht verbal beschrieben sind. 

Ein möglicher Bewertungsschlüssel ist in der nachfolgenden Tabelle dargestellt. Dargestellt ist dabei ein qualitativer Beschrieb der Eigenschaften für eine «sehr gut erfüllt»-Bewertung, sowie eine «sehr schlecht erfüllt»-Bewertung. Dazwischen sind entsprechende Zwischenstufen vorhanden, welche hier nicht verbal beschrieben sind.

Note Erfüllung der Kriterien Angaben des Anbietenden
0 nicht beurteilbar Fehlende Unterlagen oder Angaben, die zur Prüfung und Bewertung der Zuschlagskriterien erforderlich wären.
1 sehr schlecht erfüllt Gliederung: unklare, nicht nachvollziehbare Gliederung, unübersichtliche Darstellung.
Aussagen: unklare, diffuse, mehrdeutige Aussagen.
Darstellungen: schlechter oder fehlender Einsatz von Tabellen und Grafiken
Inhalte: Die zu beantwortenden Fragestellungen und zu behandelnden Themen sind zu grossen Teilen nicht abgedeckt. Die beschriebenen Aspekte sind nicht klar nachvollziehbar. Es sind sehr viele Fragen offen.
Die Abfrage des Kriteriums kann z.B. über ein Textfeld, in welchem der Anbieter seine Angaben einfügt, oder über eine separate (durch den Anbieter zu erstellende) Dokumentbeilage erfolgen. Es ist sinnvoll bei der Abfrage des Kriteriums die wichtigen Anforderungen zu formulieren. Dies hilft den Anbietern dabei zu verstehen, welche Überlegungen gewünscht sind und welcher Umfang die Stellungnahme haben soll. Darüber hinaus wird die Bewertung der Angebote einfacher und für Dritte nachvollziehbarer sowie transparenter.
2 schlecht erfüllt (Zwischenstufen)
3 erfüllt (Zwischenstufen)
4 gut erfüllt (Zwischenstufen)
5 sehr gut erfüllt Gliederung: Klare, logisch nachvollziehbare und sinnvolle Gliederung, übersichtliche Darstellung
Aussagen: Kurze, prägnante, präzise und eindeutige Aussagen.
Darstellungen: Sehr guter und zweckmässiger Einsatz von Tabellen und Grafiken
Inhalte: Alle zu beantwortenden Fragestellungen und zu behandelnden Themen sind in angemessener Bearbeitungstiefe abgedeckt. Viele zusätzliche, nicht geforderte Aspekte, welche vollständig nachvollziehbar für die Bedarfsstelle einen Zusatznutzen oder Mehrwert im Sinne des Beschaffungsgegenstandes generieren.
Die Ausführungen zeugen von einer vertieften Auseinandersetzung mit der Fragestellung sowie von einer hohen Kompetenz des Anbieters.
Es sind innovative, sinnvolle und umsetzbare Optimierungsvorschläge im Sinne der Nachhaltigkeit vorhanden.

Beispiel Formular

Abfrage, geforderte Nachweise und Bewertung

Festzulegen sind beispielsweise folgende Punkte:

Was sind die zu behandelnden Themen? 

Generell werden im Materialbewirtschaftungskonzept folgende Themen behandelt. Diese Auswahl kann jedoch projektspezifisch geschärft werden.

  • Materialanfall
  • Materialbedarf
  • Verwertung und Entsorgung
  • Zwischenlager
  • Transporte

Welche Fragestellungen sollen beantwortet werden? Hierbei können und sollten auch projektspezifisch relevante Fragestellungen formuliert werden, zu welchen eine Stellungnahme gewünscht wird. Beispiele sind: 
 - Welche Probleme könnten bei der im Projekt beschriebenen Vorgehensweise (ggf. mit Verweis auf Dokument, Kapitel) bezüglich Materialbewirtschaftung entstehen? Wie beurteilen Sie die Umsetzbarkeit?
 - Wie könnten lokal anfallende Baustoffe lokal wiederverwendet werden?
 - Wie könnten Optimierungen an der Materialbewirtschaftung vorgenommen werden? Wie wirken sich diese auf die Nachhaltigkeit des Projekts aus?

Was ist die zu erwartende Bearbeitungstiefe, die Art der Beurteilung, ev. auch die zu verwendenden Grundlagen?
 - Werden konzeptionelle Überlegungen gewünscht?
 - Sollen Lösungswege aufgezeigt werden?
 - Sollen Alternativen aufgezeigt werden?
 - Sollen Erfahrungen aus anderen Projekten in die Beurteilung beigezogen werden?
 - Soll eine grobe Materialbilanz erstellt werden?

Was ist der Umfang der Dokumentation?
 - Beispielsweise max. 2-3 A4 Seiten inkl. Tabellen/Abbildungen.

Was sind die Anforderungen an das MBK?
 - Kurze präzise und eindeutige Aussagen. Die Beurteilung sollte effizient möglich sein.
 - Klare und sinnvolle Gliederung, übersichtliche Darstellung
 - Zweckmässiger Einsatz von Tabellen, Grafiken

Erläuterungen

1. Detailbeschreibung

Detailbeschreibung und Hintergrund

Beim Bau werden grossen Mengen an Materialien rückgebaut, aufbereitet, verschoben, transportiert, verbaut oder auch deponiert. Der Umgang mit Aushub und Abbruchmaterialien hat beispielsweise grossen Einfluss auf die Umwelt. Auch durch die Reduktion der Transportwege oder die Wiederverwertung von Baustoffen können die Umweltauswirkungen eines Projekts reduziert werden. Im Materialbewirtschaftungskonzept (MBK) werden i.d.R. folgende Themen behandelt (Liste nicht abschliessend):
 

  • Materialanfall z.B. von Boden-, Aushub- und Ausbruchsmaterial oder Abfall
  • Materialbedarf z.B. Kies, Asphalt, Beton
  • Materialflüsse, Materialbilanz
  • Eigenschaften der Materialien, z.B. Körnung, Belastung, Dichte
  • Umgang mit Materialien, z.B. Triage, Sortierung, Verwertung im Projekt, Umgang mit nicht-verwertbarem Material
  • Zwischenlagerung, Umschlagmengen, Platzbedarf
  • Transporte, Transportrouten, Bestimmungsorte, z.B. Anzahl Fuhren
  • Weitere …

2. Chancen

Welche Chancen bietet dieses Zuschlagskritierum? Kann ein Mehrwert für den Unternehmer, den Bauherrn oder die Umwelt geschaffen werden?

3. Risiken

Welche Risiken birgt dieses Zuschlagskritierum? Gibt es juristische Bedenken oder kann die Ausschreibung manipuliert werden?

Die Bezeichnungen Materialbewirtschaftungskonzept und Abfallbewirtschaftungskonzept werden in der Praxis je nach Kontext und Inhalte der Konzepte ähnlich verwendet.

Ein Materialbewirtschaftungskonzept kann eine unterschiedliche Bearbeitungstiefe aufweisen. In der Praxis kann die Dokumentation daher von wenigen Seitens bis zu einem umfassenden Bericht reichen. Die Grösse und die Komplexität des Projekts sind hierbei auch entscheidend.

Ist ein Projekt UVB-pflichtig, ist ein Materialbewirtschaftungskonzept i.d.R. Pflicht. Überlegungen zur Materialbewirtschaftung sollten grundsätzlich stufengerecht entsprechend dem Detaillierungsgrad der aktuellen Phase des Projekts erstellt werden. Ein umfassendes Materialbewirtschaftungskonzept21 wird in der Regel, sofern erforderlich, in der Bauphase durch einen Planer mit Fachwissen im Bau- und Umweltbereich erstellt. Die Erarbeitung des MBK ist daher eine eigenständige Dienstleistung. Ein solches umfassendes MBK wird anschliessend, bei der Submission der Baumeisterarbeiten, den Submissionsunterlagen beigelegt.

Die Verwendung respektive die Abfrage eines MBK als Zuschlagskriterium in einer Submission bedeutet, dass von den Anbietern die Erstellung eines Materialbewirtschaftungskonzepts als Teil der Angebotsunterlagen verlangt wird. Da der Aufwand für den Anbieter verhältnismässig sein muss, und die Arbeiten nicht gesondert vergütet werden, handelt es sich hierbei i.d.R. um eine eher kurze und konzeptionelle Auseinandersetzung mit den Themen der Materialbewirtschaftung. Die Bearbeitungstiefe sollte sich in Grenzen halten und entspricht nicht derjenigen eines vertieften Materialbewirtschaftungskonzepts, welches als eigenständige Studie beauftragt wird.

Sollte bereits ein Materialbewirtschaftungskonzept bereits vorhanden sein (z.B. für ein grösseres Projekt), kann beispielsweise eine Stellungnahme mit Optimierungsvorschlägen zum vorgesehenen Umgang mit Material abgefragt werden.

4. Überprüfbarkeit

Werden die «versprochenen» Angaben in der Ausführung dann auch eingehalten. Ist das formulierte Zuschlagkriterium diesbezüglich überprüfbar? (beispielhafte Aufzählung von mögl. Massnahmen)

Sicherstellung Umsetzung im Bau

Die Angaben aus dem Materialbewirtschaftungskonzept haben per se keinen rechtsverbindlichen Charakter. Wenn bestimmte Vorgehensweisen aufgrund des Materialbewirtschaftungskonzepts verbindlich eingefordert werden sollen, sind sie z.B. in einer Beilage zum Werkvertrag explizit festzuhalten.

Die Sicherstellung während der Umsetzung erfolgt durch die Bauleitung oder bei grossen Projekten auch durch eine dedizierte Umweltbaubegleitung.

6. Quellennachweis zum Kriterium

Die Grundlage dieses Anwendungsbeispiels bildet die Zusammenarbeit zwischen dem SBV und der CSI Consulting AG, Schaffhauserstrasse 315, 8050 Zürich

Ansprechpartner SBV: Christian Durrer (Projektleiter) 

E-Mail: christian.durrer@baumeister.ch

Ansprechpartner CSI Consulting AG: Gianni Pedrazzini (Nachhaltigkeitsexperte) 

E-Mail: gianni.pedrazzini@csiconsulting.ch

7. Fussnoten

Eine Fussnote ist eine Quellenangabe oder Anmerkung, die unter dem Fliesstext einer Seite steht. Fußnoten werden mit hochgestellten Zahlen gekennzeichnet.

21 Beispiel: CSD Ingenieure, Materialbewirtschaftungskonzept LaUP!en, Verkehrssanierung, Online Zugriff 24.01.24, https://www.laupen.ch/zukunft-laupen/Auflageprojekt/Masterplandokumente/m3-1 materialbewirtschaftungskonzeptred.pdf (10.08.2018)

8. rechtliche Aspekte

Da es sich um ein qualitatives Kriterium handelt ist es im Sinne einer objektiven Beurteilung wichtig, dass die Bewertung unabhängig durch mehrere Personen im Evaluationsteam erfolgt, gemeinsam diskutiert und somit breit abgestützt ist.

Die Bewertung sollte zudem nachvollziehbar dokumentiert und begründet werden, dies ist insbesondere bei Einsprachen zum Zuschlagsentscheid wichtig.

Damit einzelne Angaben auch in der Umsetzung klar verbindlich sind empfiehlt es sich, diese in die Verträge aufzunehmen oder das Dokument als Teil der Vertragsunterlagen aufzuführen.

Grundsätzlich sollte jeder Aspekt nur einmal bewertet werden. Führen beispielsweise tiefere Elektrizitätskosten bereits zu einer Bevorzugung im Preis-Leistungs-Verhältnis, so ist von einer erneuten Bewertung desselben Gesichtspunktes in Form eines Qualitätskriteriums abzusehen.